SZBZ: „Für 3 Tage haben Schüler das Sagen“

Die Sindelfinger/Böblinger Zeitung berichtete am Donnerstag über den Staat Los Unterriedos. Eine Redakteurin der Zeitung war bei der Staatseröffnung anwesend und verfasste einen Artikel über das Schule als Staat-Projekt am Unterrieden.

 

Von Rebekka Groß

 

Wie funktioniert eine Demokratie und welche Pflichten hat ein Staatsbürger? Mit diesen Fragen beschäftigen sich die Schüler des Unterrieden-Gymnasiums beim Projekt „Schule als Staat“. Für eine Woche wird aus ihrer Schule der Staat „Los Unterriedos“ mit eigenem Präsidenten, Betrieben und Ministerien.

 

Wenn die Schule zum Staatsgebiet erklärt wird, sich in den Unterrichtsräumen Betriebe niederlassen und Schüler und Lehrer zu gleichgestellten Staatsbürgern werden, dann findet das Projekt „Schule als Staat“ statt. Zum ersten Mal gibt es die Simulation eines „echten“ Staates am Sindelfinger Unterrieden-Gymnasium.

  Die Eröffnungsfeier des Staats neuen Staats „Los Unterriedos“ (Bild: Groß)
Die Eröffnungsfeier des Staats neuen Staats „Los Unterriedos“ (Bild: Groß)

Feierlich haben sich die Schüler auf ihrem Pausenhof versammelt, als sich Schulleiterin Martina Fuchs mit einer letzten Rede bis zum Ende der Woche als Schuloberhaupt verabschiedet und unter dem Jubel der Schüler die Schlüssel offiziell dem Präsidenten David Frohnmayer übergibt.

„Hiermit erkläre ich den Staat ‘Los Unterriedos’ für eröffnet. Ich fordere euch auf, die kommenden Tage mit Fleiß, Tatendrang, Mut, Fairness, Respekt zu füllen und Spaß zu haben“, sagt Präsident Frohnmayer.

 

Von der eigenen Währung „Gusi“ über eine Flagge mit den Schulfarben und einer Abbildung der Gebäude bis zu einem eigenen Wappen und einer selbst komponierten Hymne – seit Januar 2017 laufen die Vorbereitungen für das Projekt „Schule als Staat“ am Gymnasium Unterrieden. „Das war sehr viel Arbeit“, sagt David Frohnmayer.

 

Frohnmayer appeliert an seine Mitbürger. (Bild: Groß)
Frohnmayer appeliert an seine Mitbürger. (Bild: Groß)

105 Betriebe und 5 Ministerien

Im September wählten die Schüler eine präsidiale Demokratie als Rechtsform des Staates und schrieben ihre eigene Verfassung. Im Parlament des Staates sind neben der regierenden Fair-Partei, die sich für Gerechtigkeit und Gleichberechtigung einsetzt, auch die LIT (Liberale Initiative für Toleranz) sowie DOPE (Demokratisch organisierte politische Einheit) vertreten. Mit rund 43 Prozent wurde David Frohnmayer demokratisch von seinen Mitschülern als Präsident des Staates gewählt und nimmt mit seiner Partei „Fair“ 14 von 33 Plätzen im Parlament in Anspruch.

 

Im Staat „Los Unterriedos“ gibt es 105 Betriebe, mit denen die Schüler ihr eigenes Geld verdienen sowie 15 staatliche Einrichtungen und 5 Ministerien. Von kulinarischen Leckereien wie Sandwiches oder Crêpes über Dienstleister wie die Wahrsagerin Esmeralda bis hin zu einer Bank, Polizei und dem Arbeitsamt: Alles ist im Staat vertreten. Auch Schulleiterin Martina Fuchs hat mit ihrer Rechtsanwaltskanzlei „Großfuchs“ eine neue Rolle im Staat gefunden.

 

Die Schülerinnen Emma Widlroither, Tanja Coneva, Pauline Koch, Emily Muschal, Güsüm Baltaci und Kübra Bayazit haben sich für ihren Betrieb etwas Besonderes einfallen lassen. Bei ihrem „Kleiderkreisel“ kann jeder nicht mehr benötigte, aber noch gut erhaltene Kleidungsstücke spenden, gegen andere Stücke tauschen oder mit Gusis kaufen. „Alles, was wir bis Samstag nicht verkaufen, spenden wir dann an die Caritas“, sagt die 16-jährige Emma Widlroither.

 

„Ich bin begeistert. Was die Schüler hier auf die Beine gestellt haben, ist beachtlich. ’Schule als Staat’ hat zum Ziel, das demokratische Grundverständnis zu stärken. Die Schüler erlernen dabei auf spielerische Weise, wie ein Staat und Wirtschaft funktionieren. Ich wünsche Ihnen, dass sie dabei etwas fürs Leben lernen“, sagt Roland Narr, Sindelfinger Leiter des Amtes für Bildung und Betreuung.

 

 

(Quelle: https://www.bbheute.de/nachrichten/fuer-3-tage-haben-schueler-das-sagen-19-7-2018/)