Ein Grußwort: Von Dr. Susanne Eisenmann

Mit dem Projekt „Schule als Staat“ unternehmen die Schülerinnen und Schüler eine perspektivenreiche Reise in die Welt von Staat, Wirtschaft und der Gestaltung der sozialen Umwelt. Mit viel Phantasie und Eigeninitiative erschaffen und erleben sie hautnah, wie ein Staatswesen und seine Institutionen, Prozesse und Inhalte entstehen und funktionieren. Hinzu kommt die Vielzahl bedingender, begleitender, aber auch erschwerender Faktoren, die ein staatliches Gemeinwesen so abwechslungsreich machen – aber auch sehr komplex und mitunter fragil.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Projekts erleben praktisch, dass es – wie in der „richtigen“ politischen Welt – keinen einfachen, schnellen und anstrengungslosen Weg zum Erfolg oder zum Gemeinwohl gibt. Vielmehr spielen Kompromisse, Verhandlungen und das zähe Ringen um Positionen und mitunter auch Begrifflichkeiten eine zentrale Rolle. Auch die Fähigkeit, verantwortlich mit Geld umzugehen und seine Bedeutung für den Wirtschaftskreislauf und die Politik zu erfassen, ist ein wichtiges Lernziel. Diesem Ziel kommen die Schülerinnen und Schüler auch dadurch näher, dass sie sich als Unternehmer versuchen und so in eine Rolle als Wirtschaftsakteur par excellence schlüpfen.

Die aus diesem eigenen Erleben von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft im (fiktiven) Kleinen entstandenen Erfahrungen, die ihrerseits zur Diskussion, zur Reflexion und zum Lernen anregen, lassen „Schule als Staat“ lebendig und wertvoll werden. Ich begrüße derartige Vorhaben daher sehr und wünsche den Teilnehmerinnen und Teilnehmern, dass sie auch den Wert von kreativer Eigenverantwortung und der Zusammenarbeit für ein gemeinsames Ziel erkennen und erfahren.

Daher bedanke ich mich sehr herzlich bei allen Beteiligten, die dieses Projekt ins Leben rufen, pädagogisch begleiten und organisatorisch durchführen.

Staatsbürgerliche Bildung ist schließlich keine fakultative Aufgabe. Sie ist für eine lebendige und streitige Demokratie lebenswichtig. Nach wie vor gilt, dass eine Demokratie die Staatsform ist, die ihre Legitimation und ihren besonderen Wert vornehmlich darin findet, dass sie „nicht auf wenige Bürger, sondern auf eine größere Zahl gestellt ist“ (wie der athenische Historiker Thukydides im 5. Jahrhundert v. Chr. lobend schreibt). Diesem zeitlosen Wert der Demokratie als Staatsform wird „Schule als Staat“ hervorragend gerecht. Das Projekt ermuntert alle zum Mitmachen, fordert zum gemeinsamen Einsatz für ein gutes Gemeinwesen auf und zeigt plastisch auf, welch entscheidende Erfolgsfaktoren Kommunikation und Teamfähigkeit darstellen. „Schule als Staat“ ist – nicht zuletzt vor dem Hintergrund aktueller internationaler und nationaler Problemstellungen und Diskussionen – notwendiger denn je. Ich wünsche ihm viel Erfolg und eine noch weitere Verbreitung als bisher.

Dr. Susanne Eisenmann

Ministerin für Kultus, Jugend und Sport

des Landes Baden-Württemberg

(Artikelbild: Onlineauftritt des Kultusministeriums)